Kreislauf-Quartier
Eine kombinierte Strategie aus Adaptierung, Entsiegelung, Umbau, Wiederverwertung, Ergänzung und Neubau würdigt den Bestand als Urbane Mine und ist Ausgangspunkt für das Weiterbauen. Bestehende Gebäude und Oberflächen im Freiraum sind Raum- und Materialressourcen, die nicht nur den Charakter im neuen Quartier prägen, sondern die Sorge um den Bestand adressieren und die Nachhaltigkeit durch Kreisläufe fördert. Dieses Thema findet Raum in einer offenen und einfachen städtebaulichen Figur mit vernetzenden Wegen.
Die Konversion einer innerörtlichen Kaserne bietet besondere Chancen für eine ressourcenschonende Stadtentwicklung. Der ausgedehnte bauliche Bestand ist Raum- und Materialressource und ermöglicht es, Kreisläufe zu schließen. Im Sinne der Ressourcenschonung hat der Bestandserhalt Priorität. Die städtebauliche Struktur ist so gewählt, dass nutzbarer Bestand über die Vorgaben des Wettbewerbs hinaus weiterverwendet werden kann. Nicht nutzbares wird selektiv rückgebaut, um Materialien wiederzuverwenden (Reuse) oder wiederzuverwerten (Recycle).
Möglich wird dies durch eine prozesshafte Planung und ein daran geknüpftes Regelwerk, welches die Grundlage für das zirkuläre Bauen legt: Die Materialien werden frühzeitig durch ein Reuse Assessment erfasst und mit ihren Mengen und Qualitäten den PlanerInnen in einer Materialbörse für die möglichst lokale Verwendung und Verwertung zu Verfügung gestellt.
Bestehende Strukturen werden temporär als RückBaumärkte gewidmet, in denen Materialien bis zu ihrem Wiedereinbau verwertet, aufbereitet und gelagert werden können. Bauleitplanerische Festsetzung von zirkulären Prinzipien und die Veräußerung der Baufelder durch Konzeptvergaben fördern innovative Ansätze des Urban Minings.
Das Kreislauf-Quartier kann durch seinen Modellcharakter zeigen was geht. In einem Circular Showroom können Kreislaufprozesse kommuniziert und vermittelt werden. So entsteht ein neuer alter Kontext in Form von wiederverwendeten Strukturen und Materialien mit Patina, die nicht nur den Charakter im neuen Quartier prägen können, sondern in seiner Entstehung zirkuläres Bauen fördert, erprobt und langfristig sichtbar macht.
Städtebaulicher und freiräumlicher Realisierungswettbewerb, 1.Preis, Rahmenplanung
Programm: Gemischtes und experimentelles Wohnquartier, 11 ha
Standort: Bielefeld, DE
Jahr: 2021 – 2024
Ausloberin / Auftrggeberin: Stadt Bielefeld
Team: Therese Granberg, Joachim Schultz-Granberg, Daniel Heuermann, Augusta Verbiesen
Partner: bbz landschaftsarchitekten berlin, Concular, A.Calitz Visual
Die Öffnung der Rochdale-Kaserne offeriert die Chance auf eine Vernetzung der umliegenden Quartiere. Ehemalige Rückseiten werden zu Vorderseiten und neue Schnittstellen bieten qualitative Räume für neue und alte BewohnerInnen. Alle vorhandenen Wegeverbindungen werden von der städtebaulichen Struktur aufgenommen und Straßenzüge werden weitergenutzt. Die Gliederung des Gebietes wird durch die Zugänge im Süden bestimmt:
Drei unterschiedlich geprägte Linien gliedern das Gebiet in Nord-Süd-Richtung: 1) Die verkehrsberuhigte Wohnstraße im Osten erschließt die dezentral liegenden Quartiersparkhäuser. 2) Ein leicht schwingender Weg führt durch den Park im Westen. 3) Die Schnittstelle zwischen dem Park und den Baufeldern markiert das Ufer, ein Boulevard für FußgängerInnen und Radfahrende. Querverbindungen knüpfen an bestehende und potenzielle Wege und Straßen an und bilden zusammen mit den drei Linien eine robuste Grundstruktur mit klar geschnittenen Baufeldern.
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